Energielabel - Energieeffizienz?

Was steckt dahinter?

Energielabel – Was steckt dahinter?

Die Effizienz, mit der Gefrierschränke und andere Haushaltsgeräte Strom verbrauchen, wird in Europa mit einem sogenannten „Energielabel“ (genauer: „Energieverbrauchskennzeichnung“) angegeben. Ein solches Energielabel muss auf jedem neuen Gefrierschrank angebracht sein.

Das Energielabel gibt unter anderem an, welche sogenannte „Energieeffizienzklasse“ das Gerät hat. Eine „Energieeffizienzklasse“ ist praktisch wie eine Schulnote für den Stromverbrauch. Derzeit gibt es folgende zehn Energieeffizienzklassen:

  • A+++ (beste Energieeffizienzklasse)
  • A++
  • A+
  • A
  • B
  • C
  • D
  • E
  • F
  • G“ (schlechteste Energieeffizienzklasse)

Händler dürfen allerdings nur noch Gefrierschränke verkaufen, die mindestens die Energieeffizienzklasse A+ haben (Stand 10/2014). Geräte mit einer schlechteren Bewertung als „A+“ sind daher praktisch nicht mehr erhältlich.

Auf dem Energielabel müssen mindestens 7 Energieeffizienzklassen aufgelistet werden. Viele Label enthalten daher nur die Klassen A+++ bis D.

Die Erweiterung der Energieeffizienzklasse A um die Klassen A+, A++ und A+++ wird häufig kritisiert. Es wäre für die Verbraucher übersichtlicher, wenn „A“ schlicht die beste Klasse wäre, „B“ die zweitbeste und so weiter. In den betreffenden EU-Gremien wird deshalb derzeit über eine neue Aufteilung der Energieeffizienzklassen diskutiert.

Inhalt eines Energielabels

Ein Energielabel für Gefrierschränke und Kühlgeräte muss folgende Angaben enthalten:

 

  1. Modellbezeichnung des Gefrierschranks
  2. Energieeffizienzklasse des Gerätes
  3. jährlicher Energieverbrauch
  4. Lautstärke des Gerätes
  5. Summe des Volumens aller Gefrierfächer
  6. Summe des Volumens aller Fächer, die keine Gefrierfächer sind (bleibt bei Gefrierschränken leer)
  7. Bereich der Energieeffizienzklassen
  8. Hersteller oder Lieferant

 

Was bedeutet „Energieeffizienz“?

Die Energieeffizienz gibt an, wie sparsam ein Gerät im Stromverbrauch ist. Bei Gefrierschränken wird hierbei der Stromverbrauch ins Verhältnis zum Volumen des Geräts gesetzt.

Beispiele:

Ein sehr sparsamer, aber großer Gefrierschrank (351 Liter Gefriervolumen, 1,95 m Höhe, Energieeffizienzklasse A+++) verbraucht etwa 197 kWh Strom pro Jahr. Pro Liter Gefriervolumen sind das 0,56 kWh Strom (197 kWh geteilt durch 351 Liter).

Ein kaum sparsamer, aber sehr kleiner Gefrierschrank (34 Liter Gefriervolumen, 51 cm Höhe, Energieeffizienzklasse A) verbraucht 146 kWh Strom pro Jahr. Pro Liter Gefriervolumen sind das 4,29 kWh Strom (146 kWh geteilt durch 34 Liter).

Der kleine Gefrierschrank verbraucht insgesamt zwar weniger Strom, nämlich nur 146 statt 197 kWh. Der große Gefrierschrank geht jedoch wesentlich effizienter mit dem Strom um. Er verbraucht nur ein wenig mehr Strom, ist aber viel größer. Wäre der große Gefrierschrank so ineffizient wie der kleine und würde pro Liter Gefriervolumen 4,29 kWh Strom verbrauchen, dann hätte er pro Jahr einen Stromverbrauch von 1505,79 kWh (4,29 mal 351)!

 

Wie erfolgt die Einstufung in Energieeffizienzklassen?

Die Einstufung von Geräten in Energieeffizienzklassen unterliegt einem relativ komplexen Ablauf. Dieser Ablauf stellt sicher, dass die Einstufungen fair und vergleichbar sind. So wäre es beispielsweise nicht sinnvoll, wenn ausschließlich der Stromverbrauch berücksichtigt werden würde. Große Geräte würden dann generell schlechtere Einstufungen erhalten als kleine Geräte – und Gefrierschränke würden generell schlechter bewertet werden als Kühlschränke.

Stattdessen werden die Geräte so kategorisiert, dass …

  • gleichartige Geräte
  • und ungefähr gleichgroße Geräte miteinander vergleichbar sind
  • und auch große Geräte eine sehr gute Einstufung erhalten können, wenn sie sparsam mit Strom umgehen.

Um solche fairen, vergleichbaren Einstufungen zu erzielen, führen die Hersteller komplizierte Berechnungen durch. Diese Berechnungen sind europaweit standardisiert.

1. Schritt: Berechnung des „gleichwertigen Rauminhalts“

Der Zweck dieses Schrittes ist es, die Kühl- bzw. Gefriergeräte fair zu kategorisieren. Folgende Faktoren werden dabei berücksichtigt:

  • die Gerätekategorie, zum Beispiel „Kühlschrank mit einem Drei-Sterne-Fach“ oder „Gefrierschrank“
  • Art und Anzahl der Fächer, zum Beispiel „Weinlagerfach“ oder „Lagerfach für frische Lebensmittel“
  • die Klimazone, für die das Gerät entwickelt wurde, zum Beispiel „gemäßigte Zone, +16 bis +32°C“
  • die möglichen Lagertemperaturen der Fächer
  • das Gesamtvolumen der Fächer
  • eine theoretische Umgebungstemperatur von 25°C
  • unterschiedliche Korrekturfaktoren für Einbaugeräte, Geräte mit Frostfrei-Funktion sowie für Geräte, die in tropischen oder subtropischen Klimazonen betrieben werden

(Quelle: EU-Richtlinie 2010/30/EU, Verordnung 1060/2010 vom 28.09.2010, Anhang VIII)

Beispiel: Nehmen wir an, unser Muster-Gefrierschrank hat einen gleichwertigen Rauminhalt von 250 Liter.

2. Schritt: Berechnung des Standard-Stromverbrauchs

Um eine Aussage über die Energieeffizienz eines Gerätes treffen zu können, benötigt man einen Vergleichswert. Die Energieeffizienzklasse sagt schließlich aus, dass ein Gerät weniger (oder mehr) Strom verbraucht, als es für diese Geräteart und -größe Standard ist. Doch was ist der Standard? Das wird in diesem Schritt berechnet.

Der Standard-Stromverbrauch ist ein rein theoretischer Stromverbrauch, der für ein gleichartiges Gerät (siehe die vielen Faktoren im vorherigen Schritt) akzeptabel wäre.
Ausgehend von einem jährlichen Stromverbrauch von 315 kWh (bei Gefrierschränken) wird mithilfe einer mathematischen Formel der Standard-Stromverbrauch errechnet. Hierbei spielt der „gleichwertige Rauminhalt“ (siehe vorheriger Schritt) eine wichtige Rolle.

Die Werte des Standard-Stromverbrauchs fallen nach heutigen Maßstäben sehr hoch aus, weil die zugrunde liegenden mathematischen Formeln sehr alt sind. Sie stammen etwa aus den 1990er Jahren. Das ist jedoch kein Problem, weil die Grenzwerte zum Erreichen von aktuell guten oder sehr guten Energieeffizienzklassen regelmäßig an die technische Entwicklung angepasst werden. So darf ein moderner Gefrierschrank nur einen Bruchteil des Standard-Stromverbrauchs verbrauchen, um in die derzeit beste Energieeffizienzklasse „A+++“ eingestuft zu werden.

Beispiel: Nehmen wir an, für unseren Muster-Gefrierschrank wäre nach der Berechnung ein Standard-Stromverbrauch von 330 kWh pro Jahr akzeptabel.

3. Schritt: Ermittlung des tatsächlichen Stromverbrauchs des einzustufenden Gefrierschranks

Der „jährliche Energieverbrauch“ ist nicht das Ergebnis einer ein Jahr lang dauernden Messung des Stromverbrauchs. Stattdessen misst der Hersteller den Stromverbrauch seines Gefrierschranks nur 24 Stunden lang. Das Messergebnis multipliziert er anschließend mit 365.

Bei der Messung des Stromverbrauchs müssen die Hersteller von Gefrierschränken folgende Messbedingungen einhalten:

  • Falls Heizelemente zur Verhinderung der Kondensation vorhanden sind, die vom Endnutzer ein- und ausgeschaltet werden können, sind diese einzuschalten und, sofern sie einstellbar sind, auf die größte Heizleistung einzustellen;
  • falls Vorrichtungen für die Entnahme durch die geschlossene Tür (beispielsweise Eiswürfel- oder Getränkespender) vorhanden sind, die vom Endnutzer ein- und ausgeschaltet werden können, sind diese für die Energieverbrauchsmessung einzuschalten, aber nicht in Betrieb zu nehmen;
  • bei Mehrzweckgeräten und -fächern ist bei der Energieverbrauchsmessung als Lagertemperatur die Nenntemperatur des kältesten Fächertyps zu verwenden, die für den normalen Dauerbetrieb gemäß Herstelleranweisungen angegeben ist;
  • die Ermittlung des Energieverbrauchs eines Haushaltskühlgeräts erfolgt in der kältesten Konfiguration gemäß Herstelleranweisungen für den normalen Dauerbetrieb […]

(Quelle: http://eur-lex.europa.eu, „Richtlinie 2010/30/EU […] Hinblick auf die Kennzeichnung von Haushaltskühlgeräten in Bezug auf den Energieverbrauch“)

Beispiel: Nehmen wir an, unser Muster-Gefrierschrank verbraucht tatsächlich nur 140 kWh Strom pro Jahr.

 

4. Schritt: Berechnung des Energieeffizienzindexes

Auf Basis des Standard-Stromverbrauchs und des tatsächlichen Stromverbrauchs wird schließlich ein sogenannter „Energieeffizienzindex“ berechnet. Ist der Energieeffizienzindex niedriger als 100, dann ist der Gefrierschrank sparsamer als das theoretische Standardgerät. Je niedriger der Energieeffizienzindex ist, desto besser wird im nächsten Schritt seine Energieeffizienzklasse.

Die Formel für die Berechnung des Energieeffizienzindexes lautet: tatsächlicher Stromverbrauch geteilt durch Standard-Stromverbrauch mal 100

Beispiel: Aus den Werten unseres Muster-Gefrierschranks (Standard-Stromverbrauch 330 kWh pro Jahr, tatsächlicher Stromverbrauch 140 kWh pro Jahr) ergibt sich ein Energieeffizienzindex von 42.

5. Schritt: Einstufung in eine Energieeffizienzklasse

Schließlich und endlich wird der Gefrierschrank auf Basis des Energieeffizienzindexes in eine Energieeffizienzklasse eingestuft. Beträgt der gemessene Stromverbrauch des einzustufenden Gefrierschranks …

  • weniger als 22 Prozent des Standard-Stromverbrauchs (Energieeffizienzindex kleiner als 22), dann wird der Gefrierschrank in die Effizienzklasse A+++ eingestuft,
  • zwischen 22 und 32 Prozent des Standard-Stromverbrauchs: Effizienzklasse A++
  • zwischen 33 und 43 Prozent des Standard-Stromverbrauchs: Effizienzklasse A+

Gefrierschränke, die schlechter als A+ sind, dürfen seit Juli 2012 nicht mehr verkauft werden.

Beispiel: Unser Muster-Gefrierschrank hat einen Energieeffizienzindex von 42. Das heißt, der Stromverbrauch beträgt nur 42 Prozent dessen, was laut Standard-Stromverbrauch akzeptabel wäre. Unser Muster-Gefrierschrank wird somit in die Energieeffizienzklasse A+ eingestuft.

 

Wie vertrauenswürdig sind die Angaben auf einem Energielabel?

Die angebenenen Stromverbrauchswerte auf Energielabels sind eher als Orientierung zu verstehen. Der tatsächliche Stromverbrauch eines Gefrierschranks bei Ihnen zuhause wird wahrscheinlich von dessen Energielabel-Wert abweichen. Ursache: Der auf dem Energielabel angegebene Stromverbrauch wurde unter theoretischen Bedingungen ermittelt. Die praktischen Bedingungen bei Ihnen zuhause können jedoch ganz andere sein. Der tatsächliche Stromverbrauch wird von vielen Faktoren beeinflusst:

  • wie häufig Sie die Tür des Gefrierschranks öffnen
  • wie lange Sie die Tür jeweils geöffnet lassen
  • wie voll Sie den Gefrierschrank beladen
  • was für Gefriergut Sie einfrieren
  • wie warm der Raum ist, in dem der Gefrierschrank steht
  • wie eisfrei Sie den Gefrierschrank halten (eine dicke Eisschicht erhöht den Stromverbrauch)
  • welche Funktionen Sie nuzten und wie häufig (beispielsweise Eiswürfelfach)

Die Ermittlung der theoretischen, auf dem Energielabel angegebenen Verbrauchswerte ist jedoch standardisiert. Das heißt, alle Hersteller müssen den Stromverbrauch ihrer Gefrierschränke auf die gleiche Weise ermitteln. Deshalb sind mithilfe des Energielabels die Geräte gut miteinander vergleichbar. Ein Gefrierschrank mit der Energieeffizienzklasse „A+++“ verbraucht unter gleichen Bedingungen auf jeden Fall weniger Strom als ein Gerät mit der Energieeffizienzklasse „A+“.

Ein Hinweis noch: Die Stiftung Warentest hat in einer Langzeitstudie festgestellt, dass die Energieeffizienz von Gefrierschränken und Kühlschränken im Laufe einiger Jahre schlechter wird. Innerhalb der ersten drei Jahre nach Herstellung kann der Stromverbrauch durchaus um ca. 20 % ansteigen. Mit zunehmendem Alter der Geräte steigt der Stromverbrauch dann langsamer an.
Die technische Ursache für die Verschlechterung liegt in der Isolierung: Die Isolierung enthält ein Gas, das mitverantwortlich dafür ist, die Kälte im Gerät zu halten. Dieses Gas entweicht jedoch mit der Zeit und verschlechtert so die Isolierung (Quelle: www.test.de).

Neben dem allgemeinen technischen Fortschritt ist auch dieses Problem ein Argument dafür, etwa alle 10 bis 15 Jahre einen neuen Gefrierschrank zu kaufen.

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